Diese Seite zeigt ein Potpourrie der Arbeiten von 1987 bis heute.
Bild:"Weiblich"
Du bist scheu wie ein Reh
und wenn ich Dich manchmal seh'
kann ich stets nur eines: warten.
Still, versteckt trägst Du Dein Grün
sehnst Dich endlich aufzublü'n
wie ein längst verlass'ner Garten.
Ich seh' die verdorrten Beete.
Doch bevor ich Dich betrete
möcht' ich eines tun:
.
Dich weit öffnen und erschließen,
sanft mit Honigtau begießen
um vom Leben auszuruh'n.
Wir sind geboren unm zu leben.
Doch was in Dir stirbt
zuerst?
Dein Außen, Dein Innen,
Dein Verlieren, Dein
Gewinnen?
Dein Glauben, Dein Wissen,
Dein Lieben, Dein Küssen?
Dein Verweigern, Dein Erfassen,
Dein Kämpfen, Dein Lassen?
Dein Erflehen, Dein Erhalten,
Dein Erhitzen, Dein Erkalten?
Dein Ignorieren, Dein Beschwören,
Dein Heilen, Dein Zerstören?
Dein Geben, Dein Beewahren,
Dein Verschleiern, Dein Aufbaren?
Dein Verhimndern, Dein Befrei'n,
Dein Anklagen, Dein Verzeih'n?
Wenn das in Dir stirbt,
wer wirst Du dann sein?
Leuchtend grelle Kinokassen
Bunt erhellte Lichtergassen
Ein Penner ohne Hut.
Fettes Vieh auf Fernsehweiden
Träume die Konsumtod leiden
Ein Fremder ohne Mut.
Wohlversorgt und unverholen
wird die Armut arm gestohlen
Wer kriegt den Hals nicht voll?
Bildung ist doch selbstverständlich
Arbeitslose stinken schändlich
Nach nicht erfülltem Soll.
Sperrmüll geifernd und zerzaust
Elend dessen Nacktheit graust
Reichst Du Deine Hand?
Notgedrungen solidarisch
Menschenfreundlich und barbarisch
Grüßt das Niemandsland
Wir soll'n wie die Kinder pinkeln
in weiß-graue Gummihosenn
Samstagabend gibt's 2 Kekse
und den Eintopf frisch aus Dosen.
Jeder kriegt 'ne Schnabeltasse,
die stellen sie zum Frühstück hin.
Essen darf ich nur mit Lätzchen,
auch wenn ich nicht zittrig bin.
Ja, wir dürfen Fernseh'n gucken,
doch nur, wenn wir artig waren!
Und dem Herrmann, Kriegsheld war er,
klaut man heimlich die Zigarren.
Kinder, bitte holt mich raus hier!
Fühl' mich einsam, nicht nur heute.
Freundschaft schließen? Ja, mit wem denn!
Um mich sind nur alte Leute.
Zehn Tabletten e?' ich täglich,
grün, orange, oval und rund.
Frag' ich, ist das wirklich nötig?
Sagt man: schluck und halt den Mund!
Neulich Abend war im Radio
so ein schönes Walzerstück!
Leise hab' ich mitgesungen
und ich fühlte wehes Glück.
Bin lebendig eingemauert
und noch immer lebensstark!
Doch die Seele wird versiechen
im bezahlten Alterssarg.
Hinter dem Lächeln...
proben
Schmetterlinge
den Sturzflug im Bauch
kreisen
Hände
ahnungsvoll durch Zärtlichkeiten
verdichten
Blicke
die Wortlosigkeit zur Berührung
wäre
ein Kuß
aufgehaucht schon zuviel...
Das Bild „Drachentöter“ ist meinem Großvater Rudolf Bremer gewidmet.
Als er 1987 unerwartet verstarb, konnte ich leider nicht bei ihm sein. Wie ich später erfuhr, war unser letzter Abschied von Menschen aus unserem direkten Umfeld in voller Absicht verhindert worden. Das erschütterte und verletzte mich sehr.
Die Gelegenheit, einen geliebten Menschen verabschieden zu können, war uns beiden auf diese Weise für immer genommen worden. Angesichts dieses Verlustes war ich erfüllt von Zorn, Trauer, Ohnmacht und Verzweiflung. Was könnte mir dabei helfen, diesen Schmerz zu überwinden? Wie könnte ich mit der Widrigkeit der Umstände Frieden schließen?
Und dann, eines Nachts, hatte ich einen Traum:
Mein Großvater erschien, lächelte mich an und zeigte auf ein Bild. Er kam immer näher auf mich zu und sagte schließlich: „Male dieses Bild. Du sollst MALEN!“
Am nächsten Morgen legte ich sofort los und rekonstruierte das Bild aus dem Gedächtnis. Einige
Zeit später betrachtete ich das Ergebnis. Auf einmal bemerkte ich eine starke Ähnlichkeit mit einem Gemälde, das bei meinem Großvater immer über der Anrichte hing. Ohne es zu begreifen, hatte ich
im geträumten Auftrag eine Variante seines Lieblingsbildes gemalt! Und da wusste ich: das war unsere Art, voneinander Abschied zu nehmen. Über dieses Erkennen musste ich lachen und weinen zur
gleichen Zeit. Eine tiefe Freude überflutete mein Herz, ich wurde ruhig.
Mein Großvater diente im 2. Weltkrieg, wie viele Männer seiner Generation. Er hatte Glück, er durfte, äußerlich unbeschadet, diesen Krieg überleben. Aber er brachte 2 Dinge mit: Orden und Albträume.
42 Jahre lang durchlebte er wieder und wieder die Grausamkeiten des Krieges in seinen nächtlichen Träumen und litt sehr darunter, was immer er auch in Afrika erlebt haben mochte. Über die Ereignisse selbst hat er nie ein Wort verloren.
Statt dessen befasste er sich mit den historischen Fakten und sah sich Kriegsfilme an, allen voran „Steiner, das eiserne Kreuz“. Das war seine Art, das Geschehene auszuhalten, sich mit den Opfern des Krieges zu solidarisieren, die Schwere dieser Zeit bewusst ein Leben lang zu tragen. Er wollte keinen leichten Weg gehen. Das war unter anderem seine Art, Mitgefühl zu zeigen und Verantwortung zu übernehmen.
Vielleicht war er gerade deshalb ein überaus positiver, lebendiger, Natur verbundener Mensch. Und er besaß einen wundervoll verspielten Humor! Seine Orden hat er verächtlich in eine Holzkiste gelegt, den Orden der Menschlichkeit hat er jedoch bis zum Schluss getragen, an jedem einzelnen Tag. Er hat mich Werte gelehrt und glaubwürdig vorgelebt, mutig zu sein, sich dem eigenen inneren Drachen zu stellen um ihn schließlich zu bezähmen.
„Das etwas schwer ist, muss uns ein Grund mehr sein, es zu tun.“
Ich habe verstanden. Danke, dass Du warst, Großvati.
Hab‘ Dich lieb. Für immer!
Mit verbundenen Augen
streichelt
Deine Stimme
ein Fragezeichen
in mein Herz
Ein Komma
in meine Gedanken
und
bringt mein Lächeln
auf
den Punkt.
Grammatik der Sehnsucht.
Tu's noch einmal , Sam.