Ausstellung 2014


Gewalt ist keine Lösung

Das Konzept zu dieser Ausstellung

 

Jede Liebesgeschichte ist eine frische Hoffnung, ein Neubeginn, sich mit Freude und Vertrauen in einen anderen, bezaubernden Menschen hineinfallen zu lassen. Auf einmal ist alles verlockend und ganz leicht. Das Leben schmeckt so gut: Es scheint jedes gegebene oder angedeutete Versprechen einlösen zu wollen, bis die Realität über diesen verheißungsvollen Traum hereinbrechen kann.

 

Das erste Schubsen –                   war nicht so gemeint.

Die erste Ohrfeige                      ein Versehen.

Der erste Ganzkörperangriff       kommt bestimmt nie wieder vor.

Nie wieder                                   bis zum nächsten Mal.

 

Und dann?

Wie viele Ohrfeigen, wieviele heftige Angriffe, ungerechtfertigte Eifersuchtsattacken, beschämende Kontrollmanöver, wie viel gefährliche Eskalation muss passieren, bis Du die Erkenntnis zulässt:

Prügel ist keine Liebe sondern Gewalt!

Gewalt ist keine Bagatelle, kein Ausrutscher sondern eine Straftat!

Jede Straftat gehört angemessen geahndet!

 

In dieser Ausstellung zeigen Gedichte die verschiedenen Stadien einer verheißungsvollen Liebesgeschichte auf, zwischen zwei Menschen, zwischen Mann und Frau.

 

Die Anordnung der Texte nimmt den Besucher mit in eine Gefühlswelt die zeigt, was es heißt zu lieben, zu irren, zu leiden, fast zu zerbrechen, erneut zu sich selbst zu finden um dann, wie „Phönix aus der Asche“ aufzusteigen mit gereiften Erkenntnissen, gestärkten Fähigkeiten, hinein in ein kraftvolles, weil selbstbestimmtes Leben.

Die zugeordneten Bilder wollen die Aussagen der Texte und das aufgebaute Spannungsfeld zusätzlich verstärken.

 

Das Gedicht „Sind so kleine Hände“ von Bettina Wegner wurde ergänzend als Schlusspunkt zugefügt.

 

Um die Kraft der Worte zu demonstrieren, gab es am Eröffnungstag eine kleine Performance: Worte als Wurfgeschosse (Steine) oder als Wattebällchen.

 

Konzeption, Texte, Installation und das Bild „Entstehung“: Leonne Marti ©


Was macht

Gewalt mit Dir?

Bist Du jemals geschlagen worden?

Zehrt das Gefühl von ständiger Bedrohung an Deinen Kräften?

Kennst Du das Gefühl, alles falsch zu machen, egal, wie viel Mühe Du Dir gibst?

Haben Schläge Dir so tiefen Schmerz bereitet, dass Du nicht mehr atmen konntest?

Weißt Du, wie grauenvoll es sich anfühlt, nicht mehr zu wissen, wie man sich selbst schützen kann?

Haben Worte Dich so tief verletzt, dass Du nicht mehr denken konntest?

 

Ist Dir Dein Körper egal geworden, weil niemand ihn wertschätzt und beschützt?

Ist Deine Sexualität weg, weil Du nicht mehr über Deine sexuellen Bedürfnisse selbst bestimmen kannst?

Weißt Du, wie es ist, Angst vor der kleinsten Berührung zu haben?

Kennst Du Deine Wünsche nicht mehr, weil Du sie nicht mehr fühlen kannst?

 

Hast Du Deine schönen Träume verloren, weil Du so oft Alpträume hast?

Kennst Du die tiefe Verzweiflung, in einer Falle zu stecken und nicht mehr am Leben teil zu nehmen?

 

Wann hast Du Dich zuletzt

verstanden und gemocht gefühlt

selbst unterstützt und wertgeschätzt

beschwingt, frei und fröhlich auf Unsinn eingelassen?

 

Wo ist Dein  JA!  zum Leben?

Gewalt ist ein sehr persönliches Thema, weil es in die intimsten Bereiche hinein wirkt.

 

Wo Gewalt stattfindet, geschieht Vermeidungsverhalten von Nachbarn, Kollegen, Freunden und der Familie.

Nicht gesehen zu werden, nicht gehört zu werden führt immer tiefer in eine verzweifelte Isolation.

 

 In welcher Form passiert Vermeidungsverhalten im Alltag?

 

Es wird vermieden:

hin zu sehen und nachzufragen

sich berühren zu lassen und mit zu fühlen

die eigene Empörung zuzulassen

Hilfsangebote zu machen und anzunehmen

zu agieren

dem Aggressor Grenzen und soziale Konsequenzen zu zeigen

 

Es ist gut zu helfen.

Und für jede und jeden möglich.

 

Frauen ansprechen, nachfragen

Hände reichen

Männer ansprechen, Bewusstsein anregen, sensibilisieren

 

Gewalt hat Gitterstäbe

 

Sie beraubt Dich Deiner Freiheit: frei zu fühlen, klar zu denken, mutig zu entscheiden und freudig auszuprobieren.

Gewalt ist ein Gefängnis, das Dein Lachen erstickt, Dein Selbstvertrauen in Ketten legt und Dich erdrückt.

Gewalt ist eine Sprache die alle Betroffenen wortlos zurücklässt.

 

Ein bisschen Schläge – das macht doch nichts.

 

                      Falsch!!!

 

Schläge sind Gewalt und Gewalt macht machtlos!

 

Du fühlst Dich:

ausgeliefert

wehrlos

klein

verzweifelt

hoffnungslos

wertlos

ohne Haut

 

Gewalt bestraft Frauen für Taten, die sie nicht begangen haben!

Sich auf den Weg machen!

 

Betroffene wünschen sich:

 

                              Anerkennung dafür, dass Gewalt Emotionen auslöst, wie:

                              Wut, Trauer, Ohnmacht, Frustration, Ratlosigkeit,

                              Hilflosigkeit und das bleibende Gefühl von Ohnmacht.

 

                              Die Folgen: Arbeitsunfähigkeit, Beziehungsangst,

                              schwere körperliche Spätschäden, wie z.B. Panikattacken,

                              Depressionen, chronische Erkrankungen und jahrelange

                              psychologische Betreuung – oftmals ein Leben lang.

 

                              Keine Frau wünscht sich das!

 

                              Keine Frau hat einen so schweren Weg verdient!

 

                              Deshalb diese Ausstellung. Wir wollen betroffenen Frauen

                                         Mut machen und Hände reichen. Denn wir glauben fest daran:

 

                      Der Schlüssel in Deine Freiheit bist Du selbst!